„Die Verarbeitung von Bienenwachs ist Vertrauenssache.“
Als Jahresabschluss traf sich die ERFA-Gruppe des Bienenzüchtervereins-Gäu im „Imkerhuus“ Imkereifachhandel in Pieterlen bei Familie Widmer.
Beim Parkplatz der LANDI in Niederbipp begrüsste uns Markus Hofer. Er organisierte diese interessante und lehreiche Betriebsbesichtigung im Imkerhuus.
In Pieterlen angekommen nahmen uns Frau und Herr Widmer in Empfang und erklärten uns gleich was das „Imkerhuus“ alles macht und anbietet. „Ein wichtiges Standbein in unserem Betrieb ist die eigene Wachsverarbeitung mit Mittelwandproduktion. Und das auch für Kleinstmengen ab 10 kg - so kann sich jeder Imker seinen eigenen Wachskreislauf aufbauen“, informierten Sie uns.
Die 14 ERFA Mitglieder wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Frau Widmer erklärte im Detail die sehr interessante und aufwändige Wachsverarbeitung und führte die Herstellung der Mittelwände vor.
„Das Wichtigste ist, schon bei der Annahme des Bienenwachses sofort einen Laufzettel zu erstellen und die Charge ab hier mit einem internen Überwachungssystem mittels eines Farbpunktes zu versehen. Nur so lassen sich Verwechslungen verhindern. Das angelieferte Bienenwachs wird im Autoklaven geschmolzen und wenn nötig grob manuell gereinigt. Danach bei 130 Grad und 2 bar Druck mindestens 30 Minuten zur Keimabtötung sterilisiert.“, erklärte Frau Widmer. „Nach einer Klärung von zirka 13 Stunden wird das flüssige Bienenwachs bei zirka 63°C mittels Schlauch auf die rotierende mit Zellstrukturen ausgearbeiteten Walzen gepumpt. Der Start jeder Charge ist der heikelste Punkt“, sagt Frau Widmer, „nicht jedes Bienenwachs ist gleich, die Umgebungsbedingungen im Keller und das Wetter haben grossen Einfluss und sind jedes Mal ein wenig anders. Auf diese Faktoren muss ich reagieren können, um gute und einheitliche Mittelwände produzieren zu können.“
Wir konnten uns davon überzeugen - es kamen sehr schöne Mittelwände zum Vorschein. Das „Imkerhuus“ kann nur so gute Mittelwände herstellen wie das Bienenwachs von den Imkerinnen und Imker angeliefert wird. Im Gegensatz zur Entkeimung durch Hitze und die Entfernung von Schwebestoffen, können Fremdgerüche, Pestizide, Insektizide oder gewisse Varroa-Behandlungsmittel nicht herausgefiltert werden. „Die Wachsverarbeitung und Mittelwandherstellung ist eine Vertrauenssache“ erwähnt Frau Widmer mehrmals.
In einem kurzen Vortrag beschreibt Herr Widmer der zweiten Gruppe den Umgang und die Analysen des angelieferten Bienenwachses. So ist es von grosser Wichtigkeit die Rückverfolgbarkeit jeder Charge bis zum Verlassen des Hauses zu garantieren. Von jeder Charge wird ein Wachsmuster entnommen und alle 2 Jahre werden alle Proben an das Forschungszentrum Acroscop in Liebefeld gesendet. Sie erstellen davon eine einzige Probe und untersuchen diese auf Belastungen von Varroabehandlungsmitteln, Pestiziden, Insektiziden und Bekämpfungsmitteln gegen Wachsmotten.
Am Schluss der Besichtigung wurde die ERFA Gruppe vom „Imkerhuus“ zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Bei sehr engagierten Fachdiskussionen beendeten wir diesen interessanten und lehrreichen Imkernachmittag.
Danke dem Imkerhuus Anna-Barbara und Matthias Widmer für die ehrliche, fachkompetente und freundliche Führung, sowie natürlich Kaffee und Kuchen. Besten Dank auch dem Organisator Markus Hofer.
Text und Foto:
Leiter ERFA Gruppe BZV-Gäu
Franz Berger, Kestenholz